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Stößel wie dieser dienten zur Zerkleinerung von Nahrung oder zum Geschmeidigmachen von Werkstoffen wie Pflanzenfasern. Damit war es eines der wichtigsten Werkzeuge im Haushalt und ein bedeutender Besitz für Frauen, in deren Verantwortungsbereich diese Aufgaben fielen. Das Werkzeug wurde von einer Mutter an ihre Tochter weitergegeben und besitzt somit geschlechtsbezogene Eigenschaften. Es handelt sich aus diesen Gründen um einen sehr wertvollen Gegenstand, der üblicherweise nicht abgegeben wurde. Die fehlenden Gebrauchsspuren am Objekt deuten an, dass es nicht verwendet, sondern eigens für die Sammlung hergestellt wurde.
Schenkung von Eugen Brandeis (Kaiserlicher Landeshauptmann der Marshallinseln) April 1900, gesammelt von Antonie Brandeis (Jaluit) /Donated by Eugen Brandeis (Imperial Gouvernor of the Marshall Islands) April 1900, collected by Antonie Brandeis (Jaluit)
Die Provenienz dieses Objekts weist Unklarheiten auf. Es hat die alte Inventarnummer 5118, die dazugehörige Seite im alten Inventarbuch ist jedoch bis auf Fragmente nicht erhalten. Lediglich der Eintrag „aus Kalkspath“ und „Marshallinseln“ ist überliefert. Im Neuen Inventar von 1926 wurde das Objekt als „Muschel. aus Kalkspath“ inventarisiert. Handschriftlich ergänzt, vermutlich nach einer Begutachtung durch Dr. Kußmaul in den 1960/70er Jahren: „Korallenkalk“. Als Art der Erwerbung wird die Schenkung von Brandeis im April 1900 angegeben. Die Karteikarte von 1970 führt es als „Stössel aus Korallenkalk“ und „Geschenk des Landeshauptmanns Brandeis, Jaluit, April 1900“ auf. Die alte Inventarnummer weist darauf hin, dass das Objekt im Jahr 1909 – vermutlich nachträglich – inventarisiert wurde.
Bei einer persönlichen Begutachtung vor Ort in Freiburg hat Professor Meitaka Kendall-Lekka (College of the Marshall Islands, Majuro) das Objekt als einen dreke in nin identifiziert, einen Stössel /Klopfstein der bei der Herstellung von Pandanusfaser-Matten (jaki-ed) eine wichtige Rolle spielt (siehe auch Irene Taafaki /Maria Kabua Fowler, „Clothing Mats of the Marshall Islands“, Majuro 2019, S. 70‒85). Ihr zufolge weist der Stein kaum Gebrauchsspuren auf, könnte also gezielt für die Sammlerin hergestellt worden sein.
Mit diesen Informationen erscheint es plausibel, dass es sich bei II/1397 um das Objekt Nr. 62 von der Objektliste zur 1. Sendung von Antonie Brandeis handelt: „Mattenklopfer. Räg in nin. Stück aus d. Schließteile einer Tridacna gigantea“ (SAF D.Sm 35/1). Ergänzender Kommentar: „Zur Herstellung der feinen Matten werden den grünen Pand.Blättern erst die Stacheln an beiden Seiten mittels einer scharfen Muschel abgestreift, dann dieselben über dem Feuer hin und her gezogen. Nachts dann in den Tau gelegt und am nächsten Tage von der Sonne getrocknet. Dann mit Steinen beschwert auf der Lagunenseite ins Seewasser gelegt und nachher auf Steinen gehörig mit dem keulenartigen Muschelstein No. 62 geklopft bis sie ganz geschmeidig geworden sind. Je größer und weißer dieser Mattenklopfer, je wertvoller. Er wird aus dem Schließteile der Tridacna gewonnen.“ (in: „Bemerkungen zu den dem Museum zu Freiburg /B. übersandten ethnologischen Gegenständen aus den Marshallinseln. Südsee“. SAF D.Sm 35/1). [GK]
Bei diesem Sammlungsgegenstand fehlt die Bezeichnung in der Herkunftssprache. Wenn Sie die Bezeichnung kennen oder Anmerkungen haben, nutzen Sie das Formular, um mit der datenliefernden Einrichtung Kontakt aufzunehmen.
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