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Tongefäß

Stark fragmentierter, ovaloider Krug mit zwei zylindrischen Beinen und einem Bogenfuß. Das Objekt besitzt einen fließenden Halsansatz und einen leicht auskragenden Rand. Der Körper wird durch ein mittelständiges, zoomorphes Kopfprotomen verziert, das eine Rasselkugel beinhaltet. Die hohlen Beine besitzen an ihrer Vorderseite zwei schmale, vertikale Öffnungen, durch die eine Rasselkugel sichtbar wird. Die Keramik verfügt über zwei mittelständige, vertikale Bandhenkel, die als Arme gestaltet wurden. Das Figurengefäß wurde beidseitig geglättet, geschlämmt und grundiert. Seine Außenseite ist polychrom bemalt und hoch poliert. Die Maltechnik simuliert eine Negativverzierung. Die dünne Grundierung und die Bemalung sind partiell erodiert. Die Keramik ist zweifach grundiert. Sie besitzt eine weiß-gelbliche Deckfarbe, die auf rotem Grund aufgetragen wurde. Die Außenseite des Objekts ist schwarz-braun und rot bemalt. Die Gefäßform scheint ein aufgerichtetes, raubkatzenähnliches Wesen darzstellen. Am Hals befinden sich zwei umlaufender Friese. Das Zentralmotiv der hochständigen Bildfolge verkörpert ein schlangenähnliches Wesen, daß Lothrop (1926) als "plumed serpent, type C" klassifiziert. Das Hauptmotiv des tiefständigen Frieses zeigt eine anthropo-zoomorphe Gestalt. Sie wird durch einen Schlangenkörper gebildet, der mit einem anthropomorphen Gesicht verbunden ist. Das Wesen trägt eine schwarz-braune Augenmaske und einen elaborierten Federschmuck. Ihm gegenüber kauern zwei raubkatzenähnliche Gestalten. Die Darstellungen spielen auf das Mensch-Jaguar Thema an, das durch ein körperständiges, raubkatzenähnliches Kopfprotomen verstärkt wird. Die beinständigen Verzierungen zeigen bimorphe Profilköpfe, die Lothrop (1926) als "silhouette jaguar, type B" interpretiert. Der Bogenfuß symbolisiert den Schwanz der raubkatzenähnlichen Gefäßform. Auf der Innenseite der Keramik erscheinen unregelmäßige Spuren einer weiß-gelblichen Deckfarbe. Symbolische Bedeutung: die reiche Ausstattung der anthropo-zoomorphen Gestalt deutet auf ein götterähnliches Wesen hin, daß in eine symbolträchtige Erzählsituation eingebunden ist. Nach Lehmann 1913: "Nicarao-Stil." Nach Lothrop 1926: Nicoya polychrome ware, animal effigy vessel. Kulturelle Bedeutung: nach Snarskis (1983: 65) und Lange (2003, pers. Komm.) verdrängte die Pataky-Gruppe zwischen 1250 und 1150d.C. in der Region Gran Nicoya die Papagayo-Keramik. Ihre Verzierungen zeigen einen starken mesoamerikanischen Einfluß. Die diagnostischen Motive bestehen nach Lothrop (1926) aus dem „silhouette jaguar, type B“ und der „plumed serpent, type C“. Die Variante tritt v.a. in Bestattungen auf. Vergleiche ähnliche Darstellungen desselben Themas im Codex Borgia (Anders et al. 1993: 26, r.v.), im Codex Féjerivary-Mayer (de Loubat 1901: 25) und im Codex Vaticanus B (Anders et al. 1993: 25). Das Konvolut Velasco umfaßte ursprünglich 896 Objekte. (Künne 2004)

Datenpartner
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Erschließungsdaten

Objekttyp
Tongefäß
Maße
Objektmaß: 34,3 x 26,5 x 29 cm
Wandstärke: 0,7 cm
Mündung: 12,5 cm
Material/Technik
Ton
Aktueller Standort
Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
IV Ca 41137

Provenienz und Quellen

wann
Policromo Medio (800 - 1350)
wo
Costa Rica
Guanacaste [Provinz]
Santa Cruz [Kanton]
Santa Bárbara [Ort]

wer
Lehmann, Walter - Vorbesitzer*in

Informationen zum Datensatz

Rechtsstatus Metadaten
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