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Tongefäßdeckel

Dickwandiger, schwerer Deckel mit einer hochständigen, plastischen Verzierung. Das konische Objekt gehörte wahrscheinlich zu einem Räuchergefäß, das aus einem Deckel und einer Schale (siehe IV Ca 41338) bestand. Der Deckel besitzt einen trichterförmigen Aufsatz, auf dem sich ein Echsenprotomen befindet. Auf dem Maul der Plastik erscheint ein gekrümmter Kamm, der vielleicht zu einem weiteren Echsenwesen gehört. Das Objekt wurde beidseitig geglättet, geschlämmt und grundiert. Auf seiner Außenseite erscheinen Reste einer weißen Bemalung. Grundierung und Bemalung sind stark erodiert. Das restaurierte Objekt besitzt mehrere Bruch- und Fehlstellen. Der Deckel besitzen eine rot-braune Grundfarbe. Seine Außenseite wird durch ein oberrandständiges, umlaufendes Noppenband verziert. Das Objekt wird von einer hohlen Echse beherrscht, die auf einem trichterförmigen Aufsatz thront. Sie besitzt runde und kreuzförmige Perforationen, die zum Rauchaustritt dienten. Die Plastik ist durch zwei Öffnungen mit dem Gefäßinneren verbunden. Ihr Schwanz bildet einen planen, vertikalen Bandhenkel. Unterhalb des Aufsatzes verläuft ein weiteres horizontales Band, das ebenfalls aus konischen Noppen besteht. An ihm setzen vier dreieckige Sektoren an, die ebenfalls mit Noppen dekoriert wurden. Am Protomen und auf allen Noppenfeldern befinden sich Reste einer weißen Bemalung. Symbolische Bedeutung: die aufgesetzten Noppen sind als Alligatorschuppen (Snarskis 1981) oder als Maiskörner (Bischof 1982: 13) interpretiert worden. Echsenähnliche Wesen wurden sowohl im mesoamerikanischen als auch im südamerikanischen Raum verehrt. Im nördlichen Zentralamerika galt die pflanzentragende Erde als Rücken einer riesigen Echse. Rauchwolken wurden als Nahrung göttlicher Wesen verstanden und mit Regenwolken assoziiert. Ähnliche Gefäße dienten wahrscheinlich zum "Regen (Rauch) machen" oder als Opfergaben. In den postklassischen Maya-Kulturen sollten Brandopfer, die zu Beginn agrarischer Zyklen, bei Heilzeremonien oder an schicksalsträchtigen Tagen dargebracht wurden, die angebeteten Götter gütig stimmen. Haberland berichtet eine rezente Legende, nach der im Vulkan Concepción (Isla Ometepe) eine alte Frau leben soll, die sich in eine rauch- und feuerspuckende Echse verwandeln könne (zit. in Bonilla et al. 1987: 129). Zur symbolischen Bedeutung siehe: Oviedo (1945(IV): 136); Schmidt (1966: 431); Thompson (1970: 216-19) und Haberland (zit. in Lange 1971: 157). Nach Lothrop 1926: modeled alligator ware, type A. Die Inventarnummern IV Ca 45823 (645) und IV Ca 47368 (646) bezeichnen dasselbe Objekt. Im Lehmann-Katalog: Costa Rica 1907-08 werden die Keramiken IV Ca 41338 (Schale) und IV Ca 47368 (Deckel) nacheinander beschrieben. Sie stellen möglicherweise zwei Teile desselben Gefäßes dar. Beide Keramiken gehören zu 42 weiteren Funden, die Lehmann bei Sta. Bárbara ausgraben ließ. Von diesen Objekten stammen 20 Nummern ebenfalls aus der Huaca III. Kulturelle Bedeutung: die Gruppe wurde während eines sehr langen Zeitraums hergestellt. Die Objekte der Variante dienten als Räuchergefäße. Echsenähnliche Wesen, die einen Kamm am Kopf besitzen, treten auch in den Gruppen Buenos Aires Policromo (1550-1000d.C.), Cartago Línea Roja (1550-1000d.C.), Altiplano Policromo (1350-800d.C.), Macaracas Policromo (1100-900d.C.) und Conte Policromo (900-700d.C.) auf. (Künne 2004)

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Erschließungsdaten

Objekttyp
Tongefäßdeckel
Maße
Wandstärke: 1,8 cm
Objektmaß: 27,8 x 30,9 x 31,6 cm
Material/Technik
Ton
Aktueller Standort
Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
IV Ca 47368

Provenienz und Quellen

wann
Policromo Antiguo (500 - 800)
wo
Costa Rica
Guanacaste [Provinz]
Santa Cruz [Kanton]
Santa Bárbara [Ort]
Huaca III

wer
Lehmann, Walter - Sammler*in

Informationen zum Datensatz

Rechtsstatus Metadaten
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