marimba
Sansa mit Eisenzungen und an den oberen Brettecken angeschnitzte Köpfe. Eintrag im historischen Hauptkatalog: "Marimba, sehr langes Brett, oben mit zwei Vogelköpfen verziert." Ein höchst außergewöhnliches Lamellophon ist jenes aus der Sammlung Wissmann 1887, das wegen der zwei skulptierten Köpfe am oberen Ende und wegen seiner auch sonst elaborierten Machart immer wieder in Büchern über afrikanische Kunst, abgebildet wird. Der organologische Befund ergibt folgendes: 1. Es handelt sich um ein ungewöhnlich langes Brett, kunstvoll geschnitzt und geformt. 2. Die Schnitzkunst dieser Köpfe ist charakteristisch: hervorstehende Backenknochen, eine allgemeine Tendenz zur Rhombusform in den Umrissen, weit vorstehender Mund. Und die eine Figur (die rechte vom Spieler aus gesehen) hat eine Kopfbedeckung. Ein kopfloser Nagel steckt oben in einem Loch in der Skulptur und daran ist ein Blechstück befestigt. Dasselbe dürfte bei der zweiten Figur links der Fall gewesen sein, was ihre analoge Funktion, vielleicht sogar soziale Stellung demonstrieren dürfte. Man sieht bei der zweiten Figur das Loch im Kopf, aber die Kopfbedeckung ist verloren, vermutlich ist der Nagel abgebrochen. 3. Die Gestaltung des Brettes ist so, daß es seitlich hochstehende Teile hat, wodurch das Instrument in der Klassifikation der Lamellophone doch in die „Tablettform" fällt. Die seitlich hochgestellten Teile sind ein Merkmal vieler Lamellophone im Zimbabwe/Zambezi-Kulturgebiet, aber bei den ansonsten kleineren Brettlamellophonen ist es ein besonderes Merkmal in der Zone nördlich des Zambezi, bei verschiedensten Lamellophonen in Zambia ganz besonders, ja bis hinein nach Zaïre. 4. Nun ist aber außerdem hier der hochstehende Rand der Tablettgestaltung durch ein sehr schönes Graviermuster sich überkreuzender Linien, wodurch lauter kleine Karier-Ele-mente von Rhombusform gebildet werden, charakteristisch. 5. Es sind 12 Eisenlamellen vorhanden, die auch - entsprechend des ästhetischen Grundmotivs von Rhombusformen auf diesem Instrument - wie der untere Teil eines Rhombus zugespitzt sind. Sie haben auch den „Grat" in der Mitte, wie manche Lamellophone in Angola. 6. Die Stimmung ist natürlich verloren gegangen, denn auf den Lamellen scheint etwas Schweres gelegen zu haben, aber der rechte Teil der Stimmung scheint noch einigermaßen erhalten zu sein und stellt sich nach dem ungefähren Gehörseindruck in leitermäßiger Folge von unten nach oben dar 7. Weiters auffallend ist, daß hier die Lamellen V-förmig angeordnet sind. 8. Der Steg ist U-förmig und aus Eisen. 9. Die Befestigung des geraden eisernen Druckbalkens erfolgte mittels Lianenmaterials. Zur Materialkunde: das Holz ist wohl Pterocarpus angolensis. 10. Das Auflieghölzchen ist etwa 1 cm im Durchmesser und sorgfältig geschnitzt. 11. Ein zentrales Loch ist vorhanden; ein Resonator, etwa Kalebasse, müßte ursprünglich vorhanden gewesen sein. Gerhard Kubik: Kalimba, Nsansi, Mbira - Lamellophone in Afrika: Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin (SMB), 1998 - Neue Folge 68 - Musikethnologie X, S. 219-221 (Abb. 160 /Abb. 161a-e)
Erschließungsdaten
Länge x Breite x Tiefe: 35,5 x 13 x 3 cm