Kleine, stehende, anthropomorphe Figur mit überdimensionierter Kopf- und Brustpartie. Die hohle, weibliche Skulptur besitzt zwei aufgesetzte Arme, die sie auf die Hüften legt. Am Hinterkopf des Objekts befindet sich eine ovale Öffnung. Die Skulptur wurde durch die Verwendung von Modeln hergestellt. Die Keramik ist geglättet, geschlämmt, grundiert, bemalt und poliert. Grundierung und Bemalung sind stark erodiert. Das Objekt hat mehrere, kleine Abplatzungen. Die Keramik besitzt eine weiß-gelbliche Grundfarbe, die schwarz-braun und rot-orange bemalt wurde. Die Figur trägt ein flache Kappe und eine Halskette mit Anhänger. Gesicht und Mund besitzen rote Verzierungen, die eine Gesichtsbemalung andeuten. Die Brüste der Skulptur wurden deutlich hervorgehoben und mit einem schwarz-braunen Streifendekor bemalt. Die gleiche Verzierung wiederhohlt sich auf den Armen und am Rücken der Keramik. Die Motive scheinen Textil, Flechtwerk oder eine Körperbemalung anzudeuten. Gesäß, Scham und Beine sind rot-orange bemalt. Ferrero (1975) und Healy (1980) weisen auf sitzende und stehende anthropomorphe Figuren hin, die einen offenen oder geschlossenen Kopfschmuck tragen können. Symbolische Bedeutung: das Objekt stellt nach Bonilla et al. (1987) eine schwangere Frau dar. Stevenson-Day (1997) interpretiert die weiblichen Skulpturen der Gruppe Papagayo Policromo als Schamanen. Das Objekt gehört nach Bransford (1881) zur Sta. Helena ware. Lothrop (1926) diskutiert dieselbe Gruppe unter seiner Nicoya polychrome ware. Kulturelle Bedeutung: der Typ Papagayo Policromo steht in der Region Gran-Nicoya am Anfang der polychromen Bemalung auf weiß-gelblicher Grundierung. Die Tradition dauerte bis ins Policromo Tardío (1350-1520d.C.) an. Ihre Verzierungen zeigen einen starken mesoamerikanischen Einfluß. Die Variante ist sowohl aus Bestattungen als auch aus Siedlungskontexten bekannt. Sie tritt in der Region Rivas bereits in der ersten Hälfte des Policromo Medio (1000-800d.C.) auf. In Guanacaste zeigt die Gruppe dagegen die zweite Hälfte des Policromo Medio (1350-1000d.C.) an. Ihre Keramiken dienten als überregionale Handelsware, die bis ins zentrale Mesoamerika gelangte. (Künne 2004)