Historischer Hauptkatalog: "Maske. Kissiba." Vorbesitzer "Hofnarr" am Hofe des ‚omukama‘ („oberster Milchgeber“) Mutatembwa, König/Herrscher von Kiziba (Königreich am Westufer des Viktoriasees) Biografische Fragmente Über den „Hofnarr“ des Mutatembwa können noch keine Angaben gemacht werden. Mutatembwa jedoch war ‚omukama‘ ("oberster Milchgeber") des Königreichs Kiziba und wurde 1857 als Sohn des Ruhangarazi von Kiziba geboren. Vor der Ankunft der Deutschen vergrößerte er sein Einflussgebiet durch Kriegszüge in benachbarte Königtümer. Diese Expansion stoppten die Deutschen, gegen deren Herrschaftsanspruch er jahrelang Widerstand leistete. Dieser Widerstand wurde vor allem auch im Kontext regionaler Machtkämpfe der Königtümer im Nordwesten des heutigen Tansania ausgetragen, da die Deutschen eine Form der Indirekten Herrschaft in der Region ausübten. Angestachelt von dem rivalisierenden ‚omukama‘ von Kiamtwara, führten die Deutschen auch Kriegszüge gegen Mutatembwa und seine Residenz. Er gab seinen Widerstand auf, aber das Verhältnis zu den Deutschen blieb bis zu seinem Tod 1903 angespannt. Krankheitsbedingt endete Mutatembwas Herrschaft über Kiziba bereits 1898. Die Deutschen setzten Lushabula als ‚omukama‘ von Kiziba ein. Er wurde schließlich von dem Sohn Mutatembwas namens Mutahangarwa im Jahre 1903 abgelöst. Dieser stand in guten Kontakt mit den Deutschen, vor allem mit Willibald von Stuemer, der von 1901 bis 1906 Stationschef von Bukoba und von 1906 bis 1916 mit Unterbrechungen "Resident" von Bukoba war. Sogenannte Residenten wurden in Gebieten ernannt, in denen eher indirekte Formen der Herrschaftsausübung praktiziert wurden, da afrikanische zentralisierte Staatswesen vorhanden waren, wie beispielsweise auch in Ruanda. Aneignungskontext Die Maske wurde zwar von dem Stationschef von Bukoba, Willibald von Stuemer (1901-1906, dann "Resident" von Bukoba 1906-1916), im November 1903 an das Museum für Völkerkunde in Berlin übergeben, war aber von dem Zahlmeisteraspiranten und in Bukoba am Viktoriasee stationierten Hermann Rehse erworben worden. In seiner 1910 erschienenen Monographie "Kiziba. Land und Leute" geht Rehse kurz auf den Aneignungskontext ein: "Ich sah ihn [den Narren] einmal mit einer gewundenen Schlange - anscheinend aus Holz geschnitzt - auf dem Kopf daherspazieren. Die Schlange wirkte doppelt komisch, da ihre Augen zwischendem wolligen Haar des Narren funkelten und der Schwanz mit dem Leibe kühn in zwei Windungen in die Höhe ragte. Als ich dem Narren am nächsten Tage die Schlange abkaufen wollte, behauptete er, sie sei davongelaufen. Eines anderen Tages erschien er mir mit einer schwarzen Holzmaske mit geschickt geschnitzter europäischen Nase, mit Augenöffnungen und einem Mund voller menschlicher Zähne. Die Maske hatte einen langen Bart aus dem Büschel eines schwarzen Kuhschwanzes und sah mit den weissen Strichen über Nase und beide Backen eigenartig aus. Diesmal gelang es mir, das Stück zu erwerben." (Hermann Rehse 1910, Kiziba. Land und Leute, S. 64). In den Erwerbungsakten des Museums ist lediglich angegeben: "Zwei Masken, Kissiba, von Sultan Mutatemwa erhalten." (SMB-PK, EM, I/MV 729, E 1349/1903, Bl. 176) Quellen Austen, Ralph (unpublished paper): Political Generations in Bukoba. http://opendocs.ids.ac.uk/opendocs/, accessed 10.10.2018. Austen, Ralph A. (1968): Northwest Tanzania under German and British Rule. New Haven u. London: Yale University Press. Iliffe, John (1979): A Modern History of Tanganyika. Cambridge: Cambridge University Press. Rehse, Hermann (1910): Kiziba. Land und Leute. Stuttgart: Verlag von Schrecker & Schröder, S. 63-64. http://interlacustrine.blogspot.com/2015/03/mutatembwa-of-kiziba-1857-1903.html, accessed 10.10.2018 SMB-PK, EM, I/MV 729, E 1349/1903
Données de catalogage
Höhe x Breite x Tiefe: 46 x 21 x 13 cm