Photographer: Andrea Blumtritt | Rights management: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Attribution - NonCommercial - ShareAlike 4.0 InternationalSehr großer Reibtisch mit drei hohen, konischen Beinen. Das steinerne Werkzeug besitzt eine gewölbte, trapezförmige Arbeitsplatte. Der randlose Bodenstein verjüngt sich an seiner einbeinigen Kopfseite. Die Arbeitsfläche wird durch zwei gravierte Ornamentbänder verziert, die an den Schmalseiten des Objekts verlaufen. Sie zeigen ein mäanderähnliches Dekor, das auf der Unterseite des Bodensteins einen randständigen, umlaufenden Fries bildet. Die schrägen Beine der Steinarbeit haben eine kleine, runde Standfläche. Sie werden durch zwei umlaufende Linienpaare verziert, die sich auf den hoch- und tiefständigen Partien der Trägerelemente befinden. Der gut erhaltene Reibtisch zeigt kaum Gebrauchsspuren. An einer Ecke tritt eine kleine Fehlstelle auf. Das Objekt wurde in der Region Gran Nicoya hergestellt. Seine Herkunftsbezeichnung zeigt überregionale Handelsbeziehungen oder einen Irrtum bei der Verpostung an. Obwohl Snarskis (1981: 180, Figs. 15-17) die Variante mit dem Horizont zoniert zweifarbiger Keramiken (500d.C.-500a.C.) verbindet, datieren Chaves Chaves und Fontana Coto (1993: 64f., 68f.) ähnliche Reibtische in das Policromo Medio (1350-800d.C.). Die dünne Arbeitsplatte des inventarisierten Objekts scheint gegen seine alltägliche Verwendung zu sprechen. Die mäanderförmigen Verzierungen des Bodensteins spielen wahrscheinlich auf Textil oder Flechtwerk an. Die Unterseiten vergleichbarer Steinarbeiten zeigen mitunter anthropomorphe Gestalten, die ein mythologisches Wesen oder einen politischen Führer darstellen können. Soziale Bedeutung: Snarskis (1981: 180, Figs. 15, 17) vermutet, daß die hohen Zeremonialmetates der Region Gran Nicoya zur Vorbereitung bodenbäuerlicher Kulte dienten, die mit der Widerverteilung von Nahrungsmitteln verbunden waren. Die randlosen Objekte wurden wahrscheinlich zur rituellen Zubereitung von Wurzelknollen (Yuca, Nance) und Körnerpflanzen (Mais) verwendet, die spätestens seit der Periode IV (500d.C.-1000a.C.) bei vielen indigenen Gruppen des südlichen Zentralamerika eine große Rolle in der Ernährung spielten. Die großen metates der Region Gran Nicoya wurden außerdem als Sitze benutzt. Hartman (1907: 20, Fig. 13) bildet eine ähnliche Keramik ab, auf der sich eine anthropomorphe Figur befindet, die ein Kind im Arm hält. Symbolische Bedeutung: derselbe Autor schätzt, daß allein im Gräberfeld von Las Huacas (Region Gran Nicoya) über 2000 Zeremonialmetates niedergelegt wurden. Er dokumentierte an diesem Fundort 49 aufrecht stehende Objekte, die hohe, konische Beine besaßen. Alle Reibtische waren mit Sekundärbestattungen vergesellschaftet (Hartman 1907: 39, Pl. 47). Die formgleichen Objekte aus Las Delicias (Region Gran Nicoya) dienten dagegen zur Abdeckung der ausgehobenen Gräber. Ihre Arbeitsflächen zeigten nach unten, so daß die reich gravierten Schauseiten himmelwärts gerichtet waren (Guerrero 1988: 34, Fig. 19). Historisch-ethnographische Analogie: die modernen cuna der panamaischen Atlantikküste (Narganá-Yantup) verwendeten für Reibtische und -steine genderspezifische Benennungen. Wannenförmige Untersteine galten als “Muttersteine“ (akkwanan). Kurze Läufersteine wurden als “Tochtersteine“ (akkwa siskwa) bezeichnet (Wassén 1947: 17, Fig. 4). (Künne 2005) Weitere Informationen zur kulturellen Bedeutungg konnten wegen technischer Probleme von Museum Plus nicht in die lange Beschreibung integriert werden.
Cataloguing data
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Height: 39,5 cm
Depth: 77 cm
Width: 49 cm