Forschung

Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz


225 Objekte in Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Die Anfänge der Ethnografischen Studiensammlung gehen auf Dr. Erika Sulzmann zurück, die 1948 als Assistentin an das neueingerichtete damalige Institut für Völkerkunde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kam und ab 1950 die Sammlung gründete. Den Grundstock bilden die über 500 Objekte von den Bolia und Ekonda aus dem äquatorialen Regenwald des Kongo, die während der "Mainzer Kongo-Expedition" (1951-54) unter Leitung von Erika Sulzmann zusammen mit Ernst W. Müller...

Die Anfänge der Ethnografischen Studiensammlung gehen auf Dr. Erika Sulzmann zurück, die 1948 als Assistentin an das neueingerichtete damalige Institut für Völkerkunde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kam und ab 1950 die Sammlung gründete. Den Grundstock bilden die über 500 Objekte von den Bolia und Ekonda aus dem äquatorialen Regenwald des Kongo, die während der "Mainzer Kongo-Expedition" (1951-54) unter Leitung von Erika Sulzmann zusammen mit Ernst W. Müller gesammelt wurden. Dieser Reise folgten zwischen 1956 und 1980 noch acht weitere Reisen zu den Bolia und ihren Nachbarn, bei denen Erika Sulzmann den Bestand der Mainzer Sammlung beständig erweiterte. Dazu kamen in den 1950er und 1960er Jahren Forschungsreisen nach Pakistan (Hindukusch-Expedition 1955/56), Afghanistan (Stuttgarter Badakshan-Expedition 1962/63) und Westafrika (u.a. Hamburger Obervolta-Expedition 1954/55; Haberland-Reise 1966). Durch den Tausch mit verschiedenen Instituten und Museen wurde die Sammlung ergänzt und ausgebaut. Mit dem Frobenius-Institut in Frankfurt tauschte man 1968 Objekte von den Ekonda gegen eine kleine Äthiopien-Sammlung. Im Jahr 1971 gab das Institut die 732 umfassende wertvolle Pakistan- und Afghanistan-Sammlung an das Linden-Museum in Stuttgart und erhielt im Tausch 637 Objekte vor allem aus Afrika (u.a. von den Maasai und aus dem Kameruner Grasland), aber auch aus Ozeanien (vor allem Papua-Neuguinea und Australien).

Heute bewahrt die Ethnografische Studiensammlung knapp 3.000 Objekte, hauptsächlich aus Zentral- und Westafrika sowie aus Australien, Papua-Neuguinea und anderen Regionen Ozeaniens. Es ist eine große Bandbreite von Objekten, von Haushaltsgegenständen und Musikinstrumenten über Textilien und religiöse Objekte bis hin zu Waffen. Es ist die einzige Sammlung ihrer Art in Rheinland-Pfalz und eine der größten Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 1992 ist Dr. Anna-Maria Brandstetter Kuratorin der Sammlung. Die Objekte werden in der Lehre genutzt.

Etwa 1.680 Objekte wurden im kolonialen Kontext vom Ende des 19. Jh. bis in die Mitte des 20. Jh. nach Europa verlagert, vielfach als Raub- oder Beutegüter unter Anwendung von Druck, Erpressung und Gewalt. Die Objekte sind daher zum einen historische Objekte, die auf vergangene Lebenswelten verweisen, und gleichzeitig erzählen sie von ihrer Aneignung in Europa im Kontext der kolonialen Eroberungen in Afrika oder Ozeanien.

In der digitalen Sammlung "Gutenberg Objects" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz werden bis Oktober 2021 etwa 360 Objekte aus kolonialen Kontexten aus Kamerun, Kenia und Tansania zugänglich sein. Weitere 130 Objekte aus Papua-Neuguinea und Australien folgen dann Ende 2021/ Anfang 2022.

Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Jakob-Welder-Weg 6
55128 Mainz